Methodisches Vorgehen im Projekt
Fallauswahl
Basierend auf der Kategorisierung von Frank et al. (2020), werden im ersten Schritt acht Hochschulen als Fallstudien analysiert. Eine Differenzierung wird zwischen zwei Typen vorgenommen:
Private Universitäten: Humboldtianer, Spezialisten
Private (Fach-)Hochschulen: Berufsorientierte, Flexible, Aufwerter
Die ausgesuchten Fälle beinhalten Universitäten, die Promotionsrecht besitzen und Fachhochschulen, welche Promotionen mithilfe von Kooperationsvereinbarungen realisieren können. Die Auswahl beruht auf einer Voranalyse von Homepages, öffentlichen Dokumenten und statistischen Daten des Statistischen Bundesamtes. Die Statistik liefert auch relevante Kennzahlen für das Verhältnis von Studierendenzahlen zu Personal über die letzten fünf Jahre. Diese Daten werden während des Projekts für Analysen und als verlässliche Prüfkennzahlen verwendet.
Datenerhebung
Das Forschungsprogramm unseres Verbundprojektes fördert eine enge Zusammenarbeit zwischen allen drei Teilprojekten bei der Datenerhebung und -auswertung.
Dokumentenanalysen
Die Forschungsfragen werden zunächst mithilfe eine Dokumenten- und Webseitenanalyse angegangen. Im Fokus stehen formelle Governance-Strukturen unter Einbezug von Dokumenten wie Akkreditierungsberichten sowie Analysen von Webseiten, Modulhandbüchern und Prüfungsordnungen, die dabei helfen sollen die konkrete Umsetzung von Lehr- und Lernkonzepten zu erfassen. Ein gemeinsam entwickelter Analyserahmen ermöglicht es, innerhalb der Fallstudien die Analyseebenen mit unterschiedlichen Schwerpunkten zu bearbeiten.
Interviewstudien
Für die Beantwortung der Forschungsfragen sind Interviewstudien mit unterschiedlichen Akteursgruppen geplant. Zum einen werden Expert*inneninterviews mit Dekanen und Studiengangleitungen durchgeführt. Zum anderen werden Professoren, Studierende und Alumni hinsichtlich ihrer Erwartungen mit Blick auf die Lehr-Lernkonzepte interviewt.
Quantitative Befragungen
Es wird eine quantitative Befragung der Studierenden an privaten Hochschulen durchgeführt, wobei ein kurzer Online-Fragebogen zum Einsatz kommt. Dieser bezieht sich auf Erwartungen an Lehr-Lernkonzepte, die Lernmotivation und die Motivation der Hochschulwahl. Die Items werden zum einen aus dem erhobenen Interviewdatenmaterial induktiv hergeleitet und zum anderen wird auf validierte Items zur Lernmotivation und Hochschulwahl zurückgegriffen, welche bereits in vorangegangenen Untersuchungen eingesetzt wurden. Zusätzlich sollen Analysen der NEPS–Daten Aufschluss darüber geben, wie sich Studierende an privaten Hochschulen von denen an staatlichen Hochschulen hinsichtlich Zufriedenheit, Bildungsaspirationen, Studienabbruchgründen, beruflichen Orientierungen differenzieren. In Verbindung mit Kontrollvariable wie Hochschultyp, Fächergruppe und demografische Merkmale werden umfassende Analyse durchgeführt.
Auswertung
Die Auswertung der Dokumentenanalysen erfolgt in einem fallanalytischen und vergleichenden Ansatz. Die vollständig transkribierten Interviews werden nach Kuckartz (2018) inhaltsanalytisch ausgewertet. Durch regelmäßige Treffen zwischen den drei Teilprojekten und der projektübergreifende Auswahl und Bearbeitung der Case Studies, wird eine enge Zusammenarbeit aus verschiedenen Perspektiven und mit diversen Datenerhebungsformen ermöglicht, welche wiederum eine wechselseitige Validierung der Ergebnisse und Datentriangulation erlaubt.
Die Analyse der Interviews mit Expert*innen und Studiendekan*innen wird in Erfahrung bringen, wie die interne und externe Governance privater Hochschulen, insbesondere in Bezug auf die Lehre und die Rolle externer Stakeholder, die organisatorischen Rahmenbedingungen für die Implementierung neuer Lehr-Lernkonzepten beeinflussen.
Die Auswertung der Interviews mit den Lehrenden bietet Einblicke in Rahmenbedingungen, Möglichkeiten und Grenzen der Lehr-Lernkonzept-Einführung. Zudem können Erwartungen der Lehrenden bezüglich der Konzeptplanung sowie Umsetzung und den Gründen der Wahl einer Stelle an einer privaten Hochschule, in Verbindung mit dem subjektiv geschätzten Stellenwert für die eigene berufliche Laufbahn, in Erfahrung gebracht werden.
Die Auswertung der Studierendeninterviews bietet Einblicke in ihre Erwartungen und Erfahrungen mit Lehr-Lernkonzepten. Die quantitative Befragung, in Kombination mit der Analyse der NEPS-Daten, ermöglichen eine umfassende Analyse mit multivariaten Methoden, ergänzt durch kausale Analysen mit Längsschnittdaten.